Mein Mann und ich haben gestern noch darüber gesprochen, wie wir Anfang des Jahres im Krankenhaus gesessen haben und über Möglichkeiten der Mobilität gesprochen haben. Der Lieferant für unsere ganzen Gerätschaften erklärte uns das mobile Absauggerät.
Und dann sprach er Zauberworte für uns: „Das hier ist der Autoadapter für das Absauggerät“.
Ich habe ihn angeschaut und gefragt: „Haben Sie gerade Autoadapter gesagt? Ich kann mit meinem Sohn Autofahren?“
Zu diesem Zeitpunkt wurde Julian noch vollbeatmet und wir hatten die Vorstellung, dass wir die ganze Zeit bei ihm im Zimmer hocken und vielleicht mal mit allen Gerätschaften im Kinderwagen Spazierengehen können. Vom Autofahren waren wir gedanklich Lichtjahre entfernt.
Mittlerweile ist es ja noch einfacher geworden, da er an normalen Tagen tagsüber oft mit feuchter Nase selbstständig atmet. Trotzdem ist jeder Ausflug natürlich eine kleine Herausforderung für uns. Beim ersten Mal haben wir fast zwei Stunden fürs Packen gebraucht. 😉 Jetzt mit Routine sind wir natürlich schneller:
Julian kommt wie ein normales Baby in den Maxi Cosi. Er wird dauerhaft überwacht, so dass sein Monitor, der zum Glück recht klein und handlich ist, auf seinen Schoß kommt. Außerdem benötigen wir das mobile Absauggerät inklusive Absaugkatheter in verschiedenen Größen, sterile Handschuhe und das Notfallset mit Austauschkanülen in verschiedenen Größen, einem Ambubeutel und dem Tracheostomaspreizer. Da er ja über die PEG ernährt wird, haben wir auch eine Spritze mit Adapter sowie abekochtes Wasser dabei, um ihn regelmäßig etwas zu trinken geben zu können. Julian wird nach einem ausgeklügelten Ernährungsplan sondiert. Das hat den Vorteil, dass wir feste Zeiten haben, an denen er etwas zu essen bekommt. Damit können wir die Ausflüge ganz gut dazwischen planen. Ansonsten nehmen wir auch noch das Essen mit. Julian bekommt eine Mischung aus normaler Babynahrung und Sondenkost.
Autofahren geht natürlich nur mit Pflegedienst. Julian muss während der Fahrt gut beobachtet und regelmäßig abgesaugt werden. Gerade beim Autofahren passiert es schnell, dass er Essen ausspuckt. Das hängt ihm dann im Rachen und er kann ja weder schlucken noch schafft er es, die Reste nach draußen zu befördern. Wird das nicht abgesaugt, drückt es irgendwann auf den Vagusnerv und er wird bradykard. Normalerweise passiert das aber nicht mehr, da er ja dank der ständigen Krankenbeobachtung frühzeitig abgesaugt wird. Gleiches gilt im übrigens auch für den Speichel, der sich naturgemäß im Mund ansammelt.
Aber alles in allem ist es sehr schön, dass wir mit ihm mobil sind. Heute konnten wir nach der langen akuten Krankenphase endlich mal wieder ins Café fahren. Zur Zeit nehmen wir den Sauerstoff zur Sicherheit noch mit. Normalerweise benötigt er keinen Sauerstoff, aber während der Bronchopneumonie wurde er zum Teil sauerstoffpflichtig. So richtig wohl fühle ich mich nicht damit , eine Flasche reinen Sauerstoff im Auto spazieren zu fahren. Keine Ahnung, was bei einem Unfall passiert… Aber wir hoffen mal das Beste.
Mit dem Kinderwagen können wir natürlich auch los und haben dann alles im Kinderwagen verstaut. Gut, dass dieser so groß ist. Wir haben es witzigerweise auch schon geschafft, Pampers und Feuchttücher zu vergessen. Eigentlich das, woran man immer denkt, wenn man mit einem Baby loszieht…. Aber bei uns geht das im Eifer des Gefechts schon mal unter. Daher haben wir jetzt auch eine Notfallpampers im Notfallset. Ist es ja irgendwie auch. 😉